Im Zentrum der Arbeit "I have a beginning and end just like you" (2023) steht eine heroische, geflügelte Figur aus der Welt der Zeichentrickfilme, die von einer Art Heiligenschein aus Stickern umgeben ist. Es gleicht einem Wechselspiel aus ‚girly‘-Motiven (Schleifen, Blumen, Schmetterlinge ...) und ‚boyish‘- Elementen (Pokémons, Traktoren, Rennwagen,...), das sich vor einem verblassten rosa Hintergrund entfaltet. Es erinnert an eine profane Votivgabe, eine Liebeserklärung, eine nie abgesendete Nachricht ...
Amanda Burzić ́s Bilder vermitteln Eindrücke von Lebendigkeit, Geschwindigkeit und Spontaneität und bewegen sich zwischen Schönheit und Melancholie, Pop-Naivität und Gefühlstiefe. Diese widersprüchlichen Empfindungen rufen die Zeit der Adoleszenz in Erinnerung, die von Identitätssuche geprägt war. Es scheint, als ob diese Krise letztlich nie ganz vergeht. Über Ihre Arbeit schreibt Amanda Burzic: "Durch den Kontrast zwischen Humor, Missverständnis, Romantik und Vertrautheit entsteht Spannung. In diesem Zwischenraum sind ihre Werke verortet. Sie sind übersäht von Referenzen und Einflüssen: Kindheitsfernseherinnerungen, Heimatsideologien, Wehmut und Ironie, sowie Songtexte, erfundene Zitate, YouTube-Videos und Fankultur.“
Eine Werkgruppe verwendet die Technik der Überdeckung. Es ist ein Versuch, die Zeit einzufangen, Situationen einzufrieren, Hyperaktivität und Übersättigung zu zeigen und zugleich zu stoppen.
Wie bei der Installation "A Room Full Of Yous I", 2025 überdeckt Amanda Burzić Möbelstücke aus Ihrem Kinderzimmer vollständig mit einer dichten Mosaikhaut aus Stickern, Perlen, Kunststoff- Strasssteinen, Papiercollagen aus Magazinseiten, Plastikfiguren, ... Mit einer letzten Schicht Epoxidharz wird sie versiegelt. Auch andere Objekte wie Handyhüllen, eine Lampe, eine Gitarre, ein Hocker und Zeichnungen werden so behandelt. Mit dieser Installation zeigt und hinterfragt Amanda Burzic die symbolische Funktion des „Zimmer- Universums“ – jenes Rückzugsorts fern der Welt, der identitäre Transformationen ermöglicht, wie sie etwa in der Jugend stattfinden. Das Zimmer oder das Bett werden zur Projektionsfläche für mentale und existentielle Vorstellungen. Es ist ein in sich geschlossenes, autarkes Universum, in dem alles existieren kann: der Körper, das Begehren, die Erinnerung und die Vorstellungskraft. Das Bett ist auch unser unbewegliches Raumschiff – getaucht in blaues Licht – von dem aus wir mit Hilfe unserer Bildschirme und sozialen Netzwerken die Welt erkunden. Es ist eine Welt im Kleinen, eine bewohnbare Skulptur, ein Theater des Selbst.
Der Titel der Ausstellung „Fruit and flies“ erinnert an Namen von TV-Serien oder Pop-Produkten und bringt zugleich Ironie und Unbehagen zum Ausdruck. Er stellt zwei gegensätzliche Symbole nebeneinander: Süße und Verderbnis, Anziehung und Störung, Unschuld und Verfall. "Fruit and Flies“ ist auch eine Andeutung auf Beobachtung, Experiment oder sogar Überwachung des
Anpassungsphänomens des Individuums an die Konsumgesellschaft und an seine Sucht nach permanenter Selbstdarstellung.
Amanda Burzic
Geboren 1994 in Salzburg, studiert Amanda Burzić Malerei & Grafik in Linz, wo sie bis 2022 Resident Artist im Atelierhaus Salzamt ist. Seit 2017 ist sie Gründungsmitglied des Kollektivs EDITION:. Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, hat sie Residency Aufenthalte von Bad Gastein bis Chicago absolviert.
Amanda Burzić lebt und arbeitet in Wien.
Ausstellungsdauer
16.10. - 20.11.2025