CURATED BY
Galerienfestival mit internationalen Kuratorinnen und Kuratoren in Wien
VIENNALINE
GALERIE STEINEK
Curated by Gerald Matt
KONKRET-FRAU
Magda Csutak (*1945 Siebenbürgen, Rumänien / lebt und arbeitet in Wien)
Inge Dick (*1941 Wien, Österreich / lebt und arbeitet in Loibichl am Mondsee, Oberösterreich)
Dóra Maurer (*1936 Budapest, Ungarn / lebt und arbeitet in Budapest und Wien)
Helga Philipp (*1939 Wien, Österreich / lebte und arbeitete in Wien)
Beverly Piersol (*1944 Pottstown, USA / lebt und arbeitet in Wien)
und
Eugen Gomringer (*1925 Cachuela Esperanza, Bolivien / lebt und arbeitet in Rehau in Bayern, Deutschland)
Eröffnung
13. September 2018, 18–21 Uhr
Dauer
14. September bis 13. Oktober 2018
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 11–18 Uhr
Samstag 11–15 Uhr
Abbildungen von o.l. nach u.r. : Dóra Maurer, Quadricinia 2. 2015, Holz, Leinen, Acryl, 40,5 x 124,5 cm, Privat Sammlung, © Miklós Sulyok, Budapest | Beverly Piersol, view of „10 Part A“ aus der Bildserie “10”, 1991-1996, Acryl auf Leinwand, je 70 x 100cm, © Beverly Piersol | Magda Csutak, Meine Kunstkammer (work in progress), Polaroid foto, Astronomische Abbild-Illustration, Holzstäbchen, Plastiklineale, Kopfform, Porzellanplatte, beschichtet mit Fotoemulsion und Pauspapier mit Graphitspuren, © Magda Csutak | Helga Philipp, Ohne Titel (d16), 1970, Gouache auf Siebdruck, 100 x 70 cm © Nachlass Helga Philipp Courtesy Galerie Hubert Winter | Inge Dick blau, unendlich, 28.6.2010, 2010 / 48 / 1 und blau, unendlich, 28.6.2010 komplementär 2010 / 54 / 1, Fujicolor Crystal Archive auf Aluminium, Acrylglas, 180 x 45 cm © Inge Dick
KONKRET-FRAU
Curated by Gerald Matt
War die österreichische Kunst der 50er und 60er Jahre vor allem von Männern und deren aktionistischer und theatraler Emphase gekennzeichnet, so spielten ab den späten 70 er Jahren Frauen zunehmend eine künstlerische Rolle. In dieser Zeit begann sich Wien auch langsam wieder zu einer international ausstrahlenden und attraktiven Kunstmetropole zu verwandeln. So formulierten u.a. Künstlerinnen wie die Österreicherinnen Helga Philipp und Inge Dick , die Rumänin Magda Csutak, die Amerikanerin Beverly Piersol , die Ungarin Dóra Maurer herausragende Positionen konkreter Kunst. Wichtig waren Ihnen wissenschaftliches Denken und die Erforschung geometrischer Gesetzmäßigkeiten, sowie die Untersuchung des Verhältnisses von Form, Licht und Farbe.
Dabei bestand auch eine formale und intellektuelle Nähe zur konkreten Poesie. Die Ausstellung "Konkret - Frau" präsentiert Positionen des Konkreten herausragender und zu Unrecht vom Mainstream der österreichischen jüngeren Kunstgeschichte wenig beachteten Künstlerinnen von ihren Anfängen in den 70er Jahren bis heute. Die Arbeiten werden von Gedichten des konkreten Poeten Eugen Gomringer begleitet. Als Ziel der Konkreten Kunst formuliert Max Bill 1949 :„das ziel der konkreten kunst ist es, gegenstände für den geistigen gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der mensch sich gegenstände schafft für den materiellen gebrauch. […] konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz. sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben.“
Helga Philipp fand bereits Mitte der 60er Jahre Eingang in die Wiener Kunstszene der Nachkriegszeit. Ihre zwischen 1962 und 1968 entstandenen kinetischen Objekte können der Op-Art zugerechnet werden. Ab den 70er Jahren entstanden bereits ihre Reihen von konkreten Siebdruckgrafiken. Es folgten Malereien in Schwarz- und Grautönen, ihre „Shaped Canvases " auch den Kompositionen aus einfachen geometrischen Formen. In ihren späteren Arbeiten setzt sie sich konsequent mit der Dynamik und Gewichtung von kontrastierenden Farbflächen und der Reflexion von Licht auseinander. Als Lehrstück für konkrete Kunst (Schrage, 2002) wurden ihre farbigen Siebdruckzyklen bezeichnet.
Im Mittelpunkt der Arbeit der Wienerin Inge Dick stehen seit den 70er Jahren die Phänomene von Licht und Zeit. Dabei erforschte Sie über längere Zeiträume die ästhetischen Eigenschaften der Lichtfarbe Weiss. Über Tage zeichnet Sie die Veränderungen der Lichtintensität auf. Ihre weißen Malereien, architekturbezogenen Projekte, ihre Arbeiten mit Polaroids und ihre filmischen Serien zielen auf die Visualisierung des Lichtes und der Erschließung seiner chromatischen Subtilität. Dicks Werk macht deutlich wie sehr Farben und das Lichtspektrum auf unsere Gemüt und Wahrnehmung einwirken.
Dora Maurer verwendet in ihrer Kunst mehrere Medien und Materialien: Druckgrafik, Malerei, Fotografie, Experimentalfilm. Zentrale Begriffe sind darin Bewegung, Veränderung und Dokumentation bzw. Spur(hinterlassen), Zusammenhänge von Raum und Zeit, Systematisierung, Regel und die Abweichung davon. Anfang der 1960er Jahre begann ihre künstlerische Laufbahn mit Radierzyklen organischer Formen. Ende des Jahrzehnts wandte sie sich der Konzeptkunst und der Serialität zu, verschob Mengen von verschiedenen Materialien in geometrischen Strukturen, schuf Fotoreihen und experimentelle Filme, die sich mit der Wahrnehmung von Veränderung beschäftigen, betrachtete auch die Druckgrafik als Aktion und Spurendokumentation.
Magda Csutak ist in 1945 in Siebenbürgen (Rumänien) geboren und lebt seit 1977 in Wien. Ihr Interesse gilt den Zusammenhängen von Bild-Abbild und der medialen Rolle der Materie in Erkenntnis- und Kommunikationsprozessen. Ihre Bildkonstruktionen baut sie mit Materialien, die gleichzeitig Ihre Werkgrundthemen aufgreifen. Wie Sie betont , findet sie durch die Vermittlung der Materie die perfekte Form in der Ellipse, der Null (im sogenannten „Nichts“) und damit die ständig sich bewegende, erkennbare Weltgrenze.
Beverly Piersol graduierte 1970 mit dem Bachelor of Science an der State University of New York. Im Jahr 1973 übte sie eine Tätigkeit als Lehrerin und Demonstrator am Carbroundum Museum bei den Niagarafällen aus. Seit 1977 lebt sie in Wien. Seit den späten 80er Jahren gehört Sie auch der Künstlervereinigung MAERZ an. Ihre der konkreten Kunst zuzurechnenden Arbeiten löten vor allem das Verhältnis von Fläche, Farbe , Licht und Raum aus und erstrecken sich auf die Bereiche Installation, Raumkonzept, Grafik, Kunst und Bau, Kollaborative Projekte und Projekte im öffentlichen Raum.
Der bolivianisch - schweizerische Schriftsteller Eugen Gomringer prägte 1953 den Begriff "Konkrete Poesie" in Analogie zum Begriff der "Konkreten Kunst“. In seinen Gedichte, die mit der Materialität der Schrift und des Schriftbildes spielen, spiegelt sich die abstrakte – von ihm konstruktiv genannten – Malerei seiner Zeit. Gomringer führt in seinem zentralen Manifest vom "Vers zur Konstellation" die Auffassung des ästhetischen Objekts als funktionalen Gegenstand aus. Gomringers Arbeit übte starken Einfluss auf die bildende Kunst aus. Unter anderem begleiteten seine Texte auch Werke und Arbeiten der Künstlerinnen der Ausstellung. Sein Gedicht "avenidas - ciudad" an der Fassade Alice-Salomon Hochschule fiel aufgrund selbstgerechter feministischer Angriffe einem Akt der Zensur zum Opfer und wurde entfernt. G.M. 2018
Ausstellungsansicht „Konkret Frau“ curated by Gerlad Matt, Werke von Inge Dick
"3 Polaroids weiss, 13.6.1996", 1996, Polaroids, 66 x 94 cm je
Foto © Carol Tachdjian
Ausstellungsansicht „Konkret Frau“ curated by Gerlad Matt, Werke von Helga Philipp
Foto © Carol Tachdjian
Magda Csutak
Binärsystem, 2-teilig, 2008
Holz, Floatglas, Kohle
Ellipse: 85 x 65 x 6 cm/Rechteck: 85 x 65 x 4,5 cm
Foto © Carol Tachdjian